Konzert-Rezension: Amaryllis-Quartett

Kammerkonzert

Sonntag, 1. Dezember 2024

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

Bassfeld 9 / 48291 Telgte

 

Amaryllis Quartett

Gustav Frielinghaus - Violine

Lena Sandoz - Violine

Mareike Hefti - Viola

Yves Sandoz - Violoncello

Das Amaryllis Quartett gastierte im Bürgerhaus. Foto: Axel Engels


Westfälische Nachrichten vom 3.12.2024

von Axel Engels

Präzision mit einem feinen Gespür

Amaryllis Quartett im Bürgerhaus

Telgte. Das Amaryllis Quartett hat mit seinem Konzert am Sonntag im Bürgerhaus in ein musikalisches Feuerwerk entzündet, das nicht nur die Herzen der Kammermusikfreunde höherschlagen ließ, sondern auch ein eindrucksvolles Zeugnis seiner künstlerischen Meisterschaft lieferte. Der Kultur-Freundeskreis, der das Quartett bereits 2009 und 2012 eingeladen hatte, bewies erneut sein sicheres Gespür für herausragende Künstler.

 

Das Amaryllis Quartett, bestehend aus Gustav Frielinghaus (Violine), Lena Sandoz (Violine), Mareike Hefti (Viola) und Yves Sandoz (Violoncello), gilt nicht ohne Grund als eines der führenden Streichquartette seiner Generation. Die Rückkehr des Ensembles nach über einem Jahrzehnt wurde von vielen als besonderes Ereignis angesehen. Der Konzertsaal des Bürgerhauses war bestens gefüllt.

 

Mit dem ersten Werk des Abends, Ludwig van Beethovens Streichquartett A-Dur, op. 18 Nr. 5, setzte das Quartett einen funkelnden Auftakt. Die vier Musikerinnen und Musiker zeigten eine beispiellose Präzision im Zusammenspiel, gepaart mit einem feinen Gespür für die subtilen Nuancen Beethovens früher Quartette. Der warme, ausgewogene Klang des Ensembles ließ die klassische Struktur des Werks in ihrer ganzen Schönheit erstrahlen, während dynamische Kontraste geschickt herausgearbeitet wurden.

 

Nach der Pause schuf das Quartett mit Béla Bartóks Streichquartett Nr. 3 einen starken Kontrast. Die düstere Expressivität und rhythmische Komplexität dieses Werks stellte die Virtuosität der Musiker in den Mittelpunkt. Hier offenbarte sich die Stärke des Amaryllis Quartetts, nicht nur technisch auf höchstem Niveau zu spielen, sondern auch die tiefen emotionalen Schichten des Werks eindringlich zu vermitteln. Bartóks Klangwelt, geprägt von ungarischer Volksmusik und modernistischen Klangexperimenten, wurde in einer Intensität präsentiert, die einfach faszinierte. Besonders beeindruckte der Dialog zwischen den Stimmen. Jede einzelne Stimme bewahrte ihre Eigenständigkeit und fügte sich dennoch nahtlos in das Gesamtgefüge ein.

 

Das abschließende Werk, Ludwig van Beethovens Streichquartett op. 59 Nr. 2 aus der „Rasumowsky“-Trilogie, war der Höhepunkt des Abends. Die packende Dramatik des ersten Satzes, die lyrische Schönheit des langsamen Satzes und das stürmische Finale boten eine Bühne, auf der das Quartett seine musikalische Vielseitigkeit voll ausspielen konnte. Beeindruckend war die Art und Weise, wie das Amaryllis Quartett die strukturelle Tiefe und emotionale Kraft dieses Meisterwerks miteinander verband. Die Präzision in den schnellen Passagen und die Phrasierung in den lyrischen Momenten zeugten von tiefem Verständnis für Beethovens Musik. Es zeigte sich die einzigartige Mischung aus technischer Brillanz, musikalischem Einfühlungsvermögen und charismatischer Bühnenpräsenz, die das Amaryllis Quartett so besonders macht.

 

Gustav Frielinghaus und Lena Sandoz überzeugten mit ihrem lebendigen Violinspiel, während Mareike Hefti mit ihrer warmen, klaren Viola-Stimme das harmonische Fundament legte. Yves Sandoz am Violoncello verlieh dem Ensemble mit seinem kraftvollen und zugleich sensiblen Spiel eine klangliche Tiefe, die jedes Werk bereicherte. Das Publikum war begeistert von dem Quartett, das nicht nur Klassiker der Quartettliteratur meisterlich interpretiert, sondern auch durch Innovation und Klangforschung eine ganz eigene Musizierkultur zeigte. Mit seinem Auftritt im Bürgerhaus hat das Amaryllis Quartett erneut bewiesen, warum es regelmäßig in renommierten Konzerthäusern und auf Festivals weltweit gefragt ist.