Konzert-Rezension: Duo Degenkolbe & Aurich

Kammerkonzert

Sonntag, 13. Oktober 2024

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Simon Degenkolbe - Klarinette

Helge Aurich - Klavier

Simon Degenkolbe an der Klarinette und Helge Aurich am Flügel präsentierten ein anspruchsvolles und tiefgehendes Programm. Foto: Axel Engels


Westfälische Nachrichten vom 15.10.2024

von Axel Engels

Technische Brillanz emotionale Tiefe

Kammerkonzert im Bürgerhaus

Telgte. Das Konzert im Bürgerhaus, veranstaltet vom Kultur-Freundeskreis, war ein Kammermusikerlebnis, das das Publikum von der ersten bis letzten Note in seinen Bann zog.

 

Simon Degenkolbe an der Klarinette und Helge Aurich am Flügel präsentierten ein anspruchsvolles und zugleich emotional tiefgehendes Programm. Mit präzisem Zusammenspiel und einer beeindruckenden Virtuosität nahmen sie das Publikum mit auf eine Reise durch die Epochen und Länder der Klarinettenliteratur. Es war ein Abend, der nicht nur technisch erstklassig war, sondern auch durch seine Höhen und Tiefen berührte.

 

Eröffnet wurde das Konzert mit Saint-Saens' Klarinettensonate Es-Dur op. 167. Degenkolbes sanfte und dennoch klare Klangführung verschmolz mit Aurichs feinfühliger Klavierbegleitung. Besonders beeindruckend war, wie beide Musiker die lyrischen und eleganten Passagen mit einer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit zum Klingen brachten.

 

Mit Claude Debussys "Première Rhapsodie" folge ein impressionistisches Meisterwerk, das in seiner schillernden Harmonik und den atmosphärischen Klangteppichen dem Publikum eine Welt voller Farben und Nuancen offenbarte. Degenkolbes Spiel war von einer außergewöhnlichen Sensibilität geprägt, die es ihm ermöglichte, die feinen Schattierungen des Stücks eindrucksvoll darzustellen. Aurich unterstützte diesen ätherischen Klang mit einer zurückhaltenden, aber stets präsenten Klavierbegleitung, die den Raum mit einer fast greifbaren Magie füllte.

 

Francis Poulencs Sonate für Klarinette und Klavier begleitete den nächsten Teil und brachte die Zuhörer von der impressionistischen Klangwelt direkt in eine musikalische Atmosphäre voller Charme, Witz und emotionaler Tiefe. Poulencs unverwechselbarer Stil, der zwischen humorvollen, fast jazzigen Momenten und tief empfundenen lyrischen Passagen schwankt, wurde von den beiden Musikern mit viel Spielfreude und einer klaren emotionalen Ausrichtung interpretiert.

 

Eine der Überraschungenen des Abends war Béla Kováczs "Hommage an Zoltán Kodály". Hier fesselten die technische Brillianz und die emotionale Tiefe. Klangmalerisch erklangen die "Lyrischen Stücke" von Edvard Grieg, aus denen die Musiker sorgfältig ausgewählte Stücke präsentierten. Die "Arietta", der "Schmetterling" und der "Zug der Zwerge" erklangen mit solch einer Leichtigkeit und Poesie, dass das Publikum in die klanglichen Landschaften Norwegens entführt wurde. Die Vielseitigkeit von Griegs Stücken, die mal verspielt, mal melancholisch sind, wurde meisterhaft eingefangen.

 

Den krönenden Abschluss des Programms bildete Johannes Brahms' Klarinettensonate Es-Dur op. 120 Nr. 2, ein Werk von beeindruckende Reife und Tiefe. Degenkolbe und Aurich verstanden es, die unterschiedlichen Stimmungen dieses Spätwerks Brahms zu einem harmonischen Gesamtbild zu verweben.