Konzert-Rezension: Gabriel Yeo - Klavier

Kammerkonzert

Sonntag, 22. September 2024

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Gabriel Yeo - Klavier

Das Konzert des Pianisten Gabriel Yeo im Telgter Bürgerhaus begeisterte das Publikum. Foto: Axel Engels


Westfälische Nachrichten vom 24.09.2024

von Axel Engels

Technische Brillanz und musikalische Vielseitigkeit

Klavierabend von Gabriel Yeo im Bürgerhaus

Telgte. Der Klavierabend von Gabriel Yeo im Bürgerhaus Telgte hinterließ einen bleibenden Eindruck. Als „Publikumswunsch“ vom Kulturfreundeskreis erneut eingeladen, bewies der junge Pianist, warum er zu den vielversprechendsten Talenten der klassischen Musikszene gehört.

 

Mit einem anspruchsvollen Programm, das Werke von Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven, Robert Schumann, Frédéric Chopin und Sergej Prokofjew umfasste, bot er dem Publikum ein tief emotionales und vielfältiges Musikerlebnis. Den Auftakt machte Joseph Haydns Sonate Hob. XVI:41 in B-Dur. Dieses Werk, das in seiner Leichtigkeit auch eine kompositorische Tiefe birgt, wurde von Yeo mit großer Klarheit und Kultiviertheit interpretiert.

 

Yeo beeindruckte durch seine Fähigkeit, Emotionen mit feinfühliger Dynamik und präziser Phrasierung zum Ausdruck zu bringen. Der Wechsel zwischen den fließenden Melodien und den tänzerischen Passagen meisterte er mit einer Leichtigkeit, die das Publikum verzauberte.

 

Mit Ludwig van Beethovens Sonate Nr. 32 op. 111 folgte ein echter Höhepunkt des Abends. Diese letzte Klaviersonate Beethovens stellt höchste Anforderungen an den Interpreten, die Yeo mit bemerkenswerter Reife bewältigte. Der erste Satz, geprägt von dramatischen Kontrasten und orchestraler Klangfülle, wurde kraftvoll und dennoch kontrolliert von ihm gespielt. Besonders eindrucksvoll war seine Interpretation des zweiten Satzes, der Arietta, die er mit einer fast spirituellen Tiefe erfasste. Die schwebenden Triller und Läufe klangen wie perlende Tropfen, jede Note fein abgestimmt und sorgfältig modelliert.

 

Nach der Pause änderte Gabriel Yeo das Programm und präsentierte zunächst Robert Schumanns Novelette fis-Moll op. 21 Nr. 8. Dieses lebhafte und zugleich emotional tiefgründige Werk brachte Yeos feines Gespür für Schumanns charakteristische Stimmungswechsel zum Vorschein. Mit subtiler Dynamik und nuanciertem Anschlag stellte er die unterschiedlichen emotionalen Schichten der Novelette eindrucksvoll dar.

 

Es folgte Frédéric Chopins Ballade Nr. 3 As-Dur op. 47, die Yeo mit lyrischer Feinheit und kraftvollen dramatischen Momenten spielte. Die Melodielinien flossen scheinbar mühelos, während er in den intensiveren Passagen kraftvoll und präzise agierte. Den Abschluss des Programms bildete Sergej Prokofjews Sonate Nr. 4 c-Moll op. 29, ein Werk von intensiver Rhythmik und technischer Komplexität. Hier zeigte Yeo eindrucksvoll seine technische Brillanz und musikalische Vielseitigkeit. Prokofjews dissonante Harmonien und energische Rhythmen setzte er mit Präzision und Ausdruckskraft um, sodass er auch in den schwierigsten Passagen die Balance zwischen technischer Virtuosität und klanglicher Klarheit bewahrte.

 

Was Gabriel Yeo den gesamten Abend über auszeichnete, war seine Fähigkeit, technische Perfektion mit tiefer musikalischer Ausdruckskraft zu verbinden. Es war spürbar, dass es ihm nicht darum ging, durch äußere Effekte zu beeindrucken, sondern dass er sich ganz in den Dienst der Musik stellte. Vom klassischen Stil Haydns über die emotionale Tiefe Beethovens bis hin zur romantischen Virtuosität Schumanns und Chopins sowie der modernen Kraft Prokofjews – jede dieser musikalischen Welten gestaltete er mit einer Authentizität, die auf ein tiefes Verständnis für die jeweilige Epoche schließen ließ. Sein Spiel bestach durch außergewöhnliche Musikalität, reife Emotionalität und technische Brillanz – ein Abend, der das Publikum tief berührte.