Konzert-Rezension: Özgür Aydin

Westfälische Nachrichten vom 27.02.2024

von Axel Engels

Telgte. Das Kammerkonzert im Bürgerhaus in Telgte mit dem renommierten Pianisten Özgür Aydin war zweifellos ein musikalisches Highlight, das die Zuschauer in seinen Bann zog. Der türkisch-amerikanische Pianist, der seit seinem Debüt 1997 mit Brahms' 1. Klavierkonzert beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks international gefeiert wird, präsentierte ein beeindruckendes Repertoire, das die Vielfalt seines Könnens widerspiegelte.

Dabei war die Auswahl der Werke so ganz nach dem Geschmack des Publikums, zeigte Kostbarkeiten der Klaviermusik in ganz farbenreichem Gewand. Das Konzert begann mit Johann Sebastian Bachs „Italienischem Konzert“ BWV 971, das Aydin mit beeindruckender Präzision und Einfühlungsvermögen interpretierte. Seine Fähigkeit, die Elemente dieses Werks herauszuarbeiten, zeugte von einer tiefen musikalischen Sensibilität.

Aydins feinsinnige Gestaltung und Nuancierung schufen eine lebendige Interpretation, die das Publikum von Anfang an fesselte. Franz Schuberts "Vier Impromptus D 899" folgten und Aydin tauchte tief in die lyrische Welt des Komponisten ein. Seine Interpretation zeigte nicht nur eine technische Meisterklasse, sondern auch eine bemerkenswerte emotionale Intensität. Die klangliche Palette, die er in Schuberts Werken präsentierte, reichte von zarten, perlenden Passagen bis zu kraftvollen Ausbrüchen, wodurch er die Bandbreite der romantischen Ausdruckskraft demonstrierte.

Ein Höhepunkt des Abends war zweifellos Franz Liszts „Vallée d'Obermann“ aus den „Années de pèlerinage, Première année: Suisse Nr. 6“. Aydin entfaltete die dramatische Erzählung dieses Stückes mit einer Virtuosität, die die Zuhörer in ihren Bann zog. Seine interpretatorische Klarheit und dynamische Kontrolle schufen eine intensive Atmosphäre, die die tiefe emotionale Dimension von Liszts Musik verdeutlichte.

Die Auswahl von Frédéric Chopins Werken, darunter die drei Walzer op. Posth. in E-Moll, op. 34 Nr. 2 in a-Moll und op. 43 „Grande Valse“ in As-Dur sowie das Scherzo op. 31 in b-Moll, präsentierte Aydin mit beeindruckender Leichtigkeit und Eleganz. Sein Spiel zeichnete sich durch eine meisterhafte Technik und eine subtile Ausdruckskraft aus, die Chopins lyrische Melodien und tänzerische Rhythmen zum Leben erweckten.

Der Pianist beeindruckte nicht nur durch sein technisches Können, sondern auch durch seine einfühlsame Melodiengestaltung. Die Verbindung von Leidenschaft und Präzision war in jedem Moment spürbar.

Özgür Aydins bemerkenswerte Laufbahn, geprägt von zahlreichen Auszeichnungen und internationalen Auftritten, spiegelt sich in seinem nuancierten und einfühlsamen Spiel wider. Seine Interpretationen der Werke von Schubert, Bach, Liszt und Chopin haben jeden Liebhaber feinster Pianistik an diesem Abend in ihren Bann gezogen. Insgesamt war das Kammerkonzert im Bürgerhaus mit Özgür Aydin eine unvergessliche musikalische Reise.

Die sorgfältig ausgewählten Werke und die virtuose Darbietung des Pianisten schufen eine Atmosphäre, die das Publikum in die tiefen emotionalen Welten der Musik eintauchen ließ. Da passte das von Rubinstein so geliebte „Scherzo op. 31 in b-Moll“ von Frédéric Chopin bestens als grandioses Finale. Es war ein Abend, der die Exzellenz und Leidenschaft von Özgür Aydin als herausragendem Pianisten zelebrierte und die Zuhörer mit einem Gefühl der musikalischen Erfüllung zurückließ.