Konzert-Rezension: Duo Conrad-Prinz

Kammerkonzert

Sonntag, 12. November 2023

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

Bassfeld 9 / 48291 Telgte

 

Lars Conrad, Bariton

Daniel Prinz, Klavier

Lars Conrad und Daniel Prinz traten gemeinsam im Bürgerhaus auf. Foto: Arndt Zinkant


Westfälische Nachrichten vom 15.11.2023

von Arndt Zinkant

Visionen – kultiviert und einfühlsam

Liederabend von Lars Conrad und Daniel Prinz im Bürgerhaus

Telgte. Düstere Weltuntergangsvisionen finden sich in den Medien seit vielen Jahren. Kein Wunder, dass sogar die vergeistigte Welt der Kammermusik davon berührt wird. „1816 – Geh unter, Welt“ war der Liederabend von Lars Conrad und Daniel Prinz überschrieben. 1816 ging als „Das Jahr ohne Sommer“ in die Geschichtsbücher ein. Eine katastrophale Abkühlung in Westeuropa und Teilen der USA sorgte für Unwetter und Missernten; das Phänomen wurde etwa 100 Jahre später dem Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien 1815 zugeschrieben, der so gewaltig war, dass er einen „Asche-Schleier“ über die Erde gelegt hatte.

 

Die Musiker formten daraus einen ernsten Liederabend – setzten aber zum Glück dies Ereignis nicht in eins mit heutigen Ängsten und Katastrophen. Sie machten jedoch in der Auswahl der Stücke fühlbar, welch tödliche Auswirkungen Missernten im 19. Jahrhundert in Europa haben konnten. Conrad und Prinz suchten im Werk Franz Schuberts speziell im Jahr 1816 nach musikalischem Widerhall der Kälte – und fanden zum Beispiel die Goethe-Vertonung „Drei Gesänge des Harfners“, darunter den berühmten Text „Wer nie sein Brot mit Tränen aß“, ein Schubert-Gesang, der in schweren Bassfiguren nachhallte.

 

Lars Conrad erwies sich vom ersten Takt an als Liedsänger par excellence. Mit kultiviertem Vortrag und hoher Textverständlichkeit näherte er sich jedem der insgesamt 20 Stücke. Sein Timbre war recht hell und „tenoral“, nicht das eines zu hoch geratenen Basses. Daniel Prinz zeigte sich als ungemein einfühlsamer Klavierbegleiter. Diese Rechnung ging meist auf – lediglich beim berühmten „Erlkönig“ hätte man sich mehr galoppierende Dramatik und stimmliches Pathos gewünscht.

 

Der Kindstod war schmerzvolles Thema der „Kindertotenlieder“ (1901) von Gustav Mahler, der als einziger Kontrapunkt zu Schubert ausgewählt war. Hier gelang insbesondere Daniel Prinz am Klavier ein stürmisches Brausen, das die feinsinnige Atmosphäre eines Liederabends durchbrach. Das Publikum war von dem sympathischen Duo so begeistert, dass es sich mit einer einzigen Zugabe nicht zufriedengeben wollte.