Kammerkonzert
Sonntag, 6. November 2022
19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte
Bassfeld 9 / 48291 Telgte
Christoph König - Violine, Viola
Maurice Maurer - Violine
Miroslav Nisic - Akkordeon
Stefan Berger - Kontrabass
Das deutsch-serbische Quartett „Uwaga!“
Foto: Axel Engels
Westfälische Nachrichten vom 8.11.2022
von Axel Engels
Reise durch mehrere Jahrhunderte Musikgeschichte
Deutsch-serbisches Quartett „Uwaga!“ begeistert im Bürgerhaus
Telgte. Vor acht Jahren sorgte das deutsch-serbische Quartett „Uwaga!“ bereits für Furore im Bürgerhaus, am Sonntagabend erzitterte das ehrwürdige Gemäuer wiederum unter dem energiegeladenen Ansturm der vier Musiker, die vor den vielen Besuchern ihrer Spielfreude und Leidenschaft zu keiner Sekunde Fesseln anlegten.
Eigentlich kommt „Uwaga“ aus dem Swahili und bedeutet Vorsicht. Aber davon konnte man bei dem irrwitzig-anarchischen Crossover durch gleich mehrere Jahrhunderte Musikgeschichte wohl nichts merken, da wurde mit Leidenschaft auf ganz hohem Niveau musiziert.
Schon beim ersten Werk, der „Violinsonate Nr. 21 e-Moll KV 304“ aus der Feder von Wolfgang Amadeus Mozart, war jedem Besucher klar, dass sich dieser Abend zu einem mitreißenden Musikerlebnis der ganz besonderen Art entwickeln würde. Die Saitenfraktion war mit Maurice Maurer an der Violine, Christoph König an der Viola und Matthias Hacker am Kontrabass exquisit besetzt, und am Akkordeon konnte Maurice Nisic bei den oftmals mit Stilmitteln seiner serbischen Heimat bereicherten Werken seine ganzen Qualitäten einbringen.
Mit charmanten Moderationen führten Christoph König und Maurice Maurer in die jeweiligen „Opfer“ ihrer Interpretationssucht ein. Für Maurice Maurer war Richard Wagner ein Mann, der zu Hause heimlich Jazz hört und ein Fan von Balkantrillern und irischen Volksweisen gewesen sei. Da er dies im normalen Alltag als Musiktitan nicht ausleben konnte, machte das Quartett ihm mit einer so eingefärbten Version des Ritts der Walküren ein posthumes Geschenk.
Auch bei solchen Größen wie Gustav Mahler ließen sie zum Vergnügen des begeisterten Publikums keine Vorsicht walten. Dessen Symphonie hatten die Musiker bis auf das Adagietto gekürzt und daraus eine überaus gefühlvolle Ballade kreiert. Sie outeten sich an diesem Abend als wahre Mozart-Liebhaber. Der hatte das Thema seiner berühmten „A-Dur Sonate KV 331“ geklaut und dann mit wunderbaren Variationen bereichert. Aber was das Quartett daraus machte, war einfach genial. Barocke Weisen wie das „Konzert für zwei Violinen d-Moll BWV 1043“ und Georg Friedrich Händels Arie „Lascia ch’io pianga“ aus der Oper „Rinaldo“ schienen wie für solch ein bestens aufeinander eingespieltes Ensemble komponiert.
Bei ihrer Art der „Verarbeitung“ wurde ihr Programm zu einem Crossover der Stile, das sich mit starker Balkan-Ausrichtung von einer überaus virtuosen und spielfreudigen Seite zeigte. Wenn dann noch der Haifisch von Piazzolla im Bürgerhaus vorbeischwamm, Stevie Wonder sein „I wish“ beisteuerte und man sich bei der Zugabe im Zug zur nächtlichen Stunde nach Transsilvanien begab, war dies ein über Generationen hinweg fesselnder Abend.