Klavierabend
Sonntag, 3. April 2022
19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte
Klaus Sticken - Klavier
Foto: Axel Engels
Westfälische Nachrichten vom 05.04.2022
von Axel Engels
Ein wahrer Klangmagier am Flügel im Bürgerhaus
Pianist Klaus Sticken auf Einladung des Kultur-Freundeskreises zu Gast
Telgte. Ein Klavierabend im Bürgerhaus mit dem Pianisten Klaus Sticken ist immer ein ganz besonderes Erlebnis. Mehrmals schon hat der international renommierte Künstler im Bürgerhaus konzertiert. Dabei hatte er mit einer ganz individuellen Werkauswahl die Liebhaber feinster Pianistik verwöhnt. Am Sonntag nun auf Einladung des Kultur-Freundeskreises Telgte präsentierte er aus seinem großen Repertoire überaus anspruchsvolle Werke.
Schon bei der „Sonate-Fantasie gis-Moll op. 19“ von Alexander Skrjabin zeigte er sich als wahrer Klangmagier am Flügel, der mit facettenreichen Klangfarben spielte und seine ganze Virtuosität und spieltechnische Brillanz ganz in den Dienst des musikalischen Ausdrucks stellte.
Alexander Skrjabin hat mit seinen Klavierwerken wie seinem „Konzert für Farbenklavier und Orchester“ oftmals Neuland betreten, er gilt mit seinen Visionen als Mystiker unter den Komponisten seiner Zeit. Als exzellenter Pianist wusste er die Möglichkeiten des Klaviers bestens auszunutzen. Dieses zweisätzige Werk schien wie für die Vorstellungswelt von Klaus Sticken geschrieben. Das hörte man an diesem Abend auf höchstem musikalischen Niveau mit spürbarer Frische und mitreißender Brillanz.
Daran schloss sich mit der „Kreisleriana op. 16“ von Robert Schumann eine ebenso von fantastischen Eindrücken bestimmte Klaviersammlung an. Die acht in Musik gefassten Stimmungsbilder aus der Feder Robert Schumanns erklangen wie vom Staub der Zeit und der oftmals „rein“ virtuosen Herangehensweise vieler Pianisten befreit. Die Exzentrik des Kapellmeisters Johannes Kreislers, einer literarischen Figur von E.T.A. Hoffmann, wurde unter den Händen von Klaus Sticken gleichsam in all ihren Gefühlslagen lebendig. Innig erklangen die langsamen Teile, fern jeder übertriebenen Melancholie. Bei den schnellen Teilen konnte Klaus Sticken natürlich seiner Virtuosität dann freien Lauf lassen. So genoss man die Begeisterung, die er selber wohl für dieses so anspruchsvolle Werk empfindet.
Nach der Pause ging es dann mit der „Sonate B-Dur D.960“ in eine lyrisch-poetische Welt des Franz Schubert. Dieses Spätwerk offenbart die Größe von Schubert als Komponist mit einer ganz eigenen Tonsprache. Schon im ersten Satz muss der Pianist mit dem Melodienreichtum spielen und dem Geheimnis dieses Werkes nachspüren. Da bedarf es schon eines Künstlers wie Klaus Sticken, um die hochromantischen Melodien in all ihrer Schönheit so akribisch auszuspielen. Selten hat man den langsamen Satz so introvertiert gehört wie an diesem Abend. Mit Grazie und Anmut spielt er das Scherzo, und im Finalsatz zog Klaus Sticken mit Energie und Leidenschaft sicherlich jeden in seinen Bann.