Konzert-Rezension: Duo Drescher-Kimachi

Kammerkonzert

Sonntag, 16. Februar 2020

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

 

Simone Drescher – Violoncello

Yumi Kimachi – Klavier

Simone Drescher am Violoncello überzeugte gemeinsam mit der Pianistin Yumi Kimachi auf der ganzen Linie.


Westfälische Nachrichten vom 18.02.2020

von Axel Engels

In die Welt der Romantik entführt

Telgte. Mit einem Konzert der ganz besonderen Art wurden die Liebhaber feiner Kammermusik am Sonntag im Bürgerhaus verwöhnt. Simone Drescher hatte in einer Trioformation schon in Telgte konzertiert, nun erlebte man sie zusammen mit der versierten Pianistin Yumi Kimachi mit einem stark romantisch bestimmten Programm.

 

Schon beim „Adagio und Allegro op. 70“ von Robert Schumann spürte man die innere Verbundenheit der beiden sympathischen Künstlerinnen, die ihre technische Brillanz immer in den Dienst des musikalischen Ausdrucks stellten. Mit warm timbrierten Ton wusste Simone Drescher beim Adagio die Melodielinien zu gestalten, die sich über den von Yumi Kimachi hervorgezauberten filigranen Klängen des Flügels wunderbar erheben konnten. Die Qualität einer künstlerischen Interpretation zeigt sich ja in den langsamen Sätzen ganz besonders, da kann man sich nicht mit spieltechnischer Virtuosität begnügen. Aber Simone Drescher und Yumi Kimachi konnten sich als reife Künstlerinnen ganz der tiefen Gefühlsaussage jenseits des reinen Notentextes widmen, verzauberten und inspirierten das Publikum gleichermaßen.

 

Mit dem eigentlich für Singstimme und Klavier komponierten Lied „Nacht und Träume“ D.827 von Franz Schubert zeigte Simone Drescher, dass der Klang ihres Instrumentes der Stimme unglaublich nahe kommen kann. Selten hat man dieses traumbestimmte Lied so innig und ausdrucksstark gehört wie an diesem Abend. Auch die „Arpeggione Sonate a-Moll D.821“ von Franz Schubert schien wie für dieses Duo geschrieben. Die 1824 entstandene für Arpeggione komponierte Sonate erklang wie vom Staub der Zeit befreit in einer sehr intimen Art. Schon dem Autograph lag eine Violinstimme von Anton Diabelli bei, so dass die Fassung für Violoncello und Klavier sicherlich ganz im Sinne Schuberts erscheint. Mit Akribie und Feinsinn widmeten sich Simone Drescher und Yumi Kimachi diesem filigranen Werk, wussten den lyrisch-poetischen Klang mit kultivierter Spielweise in eine lebendiges Gewand zu kleiden. Das war schon ein inspirierendes Musikerlebnis, das die beiden Künstlerinnen dem Publikum mit diesem selten zu hörenden Werk schenkten.

 

Genauso hochwertig ging es nach der Pause weiter. Olivier Messiaen hat mit dem „Quatuor pour la fin“ ein überaus interessantes kammermusikalisches Werk geschrieben. Der fünfte der acht Teile, „Louange à l‘Éternité de Jésus“, ist ein sakrales Duo für Violoncello und Klavier. Uraufgeführt wurde das Werk 1941 in einem Kriegsgefangenenlager mit Messiaen am Klavier und gilt als eines der wohl persönlichsten Werke des Komponisten. Simone Drescher und Yumi Kimachi zeigten eine sehr sensible Spielweise, wussten die tiefe Glaubensaussage dieses Werkes mit Respekt und Feinsinn aufzuzeigen.

 

Für das Finale hatten sie sich die „Violinsonate A-Dur“ von César Franck ausgewählt. Hochromantisch angelegt stellt diese Sonate überaus große Anforderungen auf gestalterischem und spieltechnischem Gebiet. Simone Drescher und Yumi Kimachi zeigten in einem jederzeit stimmigen Dialog, dass sie dieses Werk mit Leben erfüllen können. Das oftmals schwebende Klangbild wurde farbenreich umgesetzt, es erklang jeder Satz in einem adäquaten Charakter. Verbindende Motive waren bei solch transparenter Spielweise jederzeit spürbar, und mit Esprit und Leidenschaft wussten die beiden Musikerinnen das Publikum zu fesseln. Dieses Konzert wird man so schnell nicht vergessen, da entführten zwei reife Künstlerinnen das Publikum in die von tiefen Gefühlen bestimmte Welt der Romantik.