Konzert-Rezension: Duo Berlin

Kammerkonzert

Sonntag, 12. Januar 2020

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

 

Dorothea Stepp – Violine

Milena Wilke – Violine

Milena Wilke und Dorothea Stepp. Foto: Axel Engels


Westfälische Nachrichten vom 14.01.2020

von Axel Engels

Exquisiter Hörgenuss

„Duo Berlin“ gibt Violinkonzert

Telgte - Für einen ganz besonderen Hörgenuss sorgte das „Duo Berlin“ beim Kammermusikabend des Kultur-Freundeskreises.

 

Einen ganz exquisiten Genuss bot der Kammermusikabend des Kultur-Freundeskreises den Liebhabern feinster Musik am Sonntagabend mit dem „Duo Berlin“. Allein schon die Instrumentalbesetzung mit zwei Violinen machte viele neugierig, so etwas hört man eben nicht alle Tage.

 

Dorothea Stepp und Milena Wilke gehören zu herausragenden Talenten am Beginn einer wohl großen Karriere, haben internationale Preise gewonnen und studieren bei Antje Weithaas an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ in Berlin. Da ergeben sich genügend Möglichkeiten des Duospiels und dementsprechend perfekt präsentierten die beiden sympathischen Künstlerinnen die Musik in einem bis ins kleinste Detail passenden Dialog. Für ihr Konzert in Telgte hatten sie ein Programm zusammengestellt, dass vom Konzept und der Qualität für jedes große Konzerthaus oder Festival passen würde. Die Musikliebhaber erlebten gleichsam einen „Ausflug in die internationale Konzertwelt“. Gleichzeitig wurde hier einmal mehr der hohe Anspruch des Kultur-Freundeskreises deutlich.

 

Schon beim ersten Werk, der „Sonate e-Moll op. 3 Nr. 5“ von Jean-Marie Leclair zeigte sich die Verbindung von spieltechnischer Brillanz und intelligenter Gestaltung. Jean-Marie Leclair hat in diesem facettenreichen Werk italienische und französische Einflüsse zusammenfließen lassen, diese dann mit Erlebnissen aus seiner frühen Zeit als Choreograph am Ballett der Turiner Oper kombiniert. Mit Eleganz und Grazie gestalteten Dorothea Stepp und Milena Wilke die einzelnen Sätze, stilistisch bis in die kleinsten Manierismen und Verzierungen passend. Wer gedacht hätte, die „Sonate a-Moll op. posth. für zwei Violinen“ von Eugène Ysaye sei für ein Konzert zu „speziell“, wurde an diesem Abend eines Besseren belehrt. Denn bei diesem extrem anspruchsvollen Werk konnten die beiden jungen Violinistinnen mit Esprit und Leidenschaft das Publikum fesseln. Dabei kleideten sie die einzelnen Sätze in ein überaus lebendiges klangliches Gewand, filigran und überaus warm timbriert verwob sich da der Klang der beiden Instrumente.

 

Mit galanter Musik ging es im zweiten Teil weiter. Das „Duetto G-Dur op. 27 Nr. 6“ von Carl Philipp Stamitz kennt man gewöhnlich in der Besetzung mit zwei Querflöten. Aber in der Interpretation mit zwei Violinen entdeckte man an diesem Abend neue klangliche Finessen. Ihre spieltechnische Brillanz stellten Dorothea Stepp und Milena Wilke immer in den Dienst des musikalischen Ausdrucks. So erklangen die drei Sätze des Duetto sehr kultiviert musiziert und nicht auf „Bravour getrimmt“ wie bei vielen Querflöten-Interpretationen. Mit den „Caprice op. 18 Nr. 1 und Nr. 2“ hatten Dorothea Stepp und Milena Wilke einfach wunderbare Werke aus dem großen Schaffen des polnischen Komponisten Henryk Wieniawski gewählt. Wieniawski war einer der bedeutendsten Violinisten und Komponisten seiner Zeit, bekannt mit Frederik Chopin und Robert Schumann und Anton Rubinstein. In den Duetten hat er auf höchstem spieltechnischen Niveau gleichzeitig lyrische Klangmalereien geschaffen, die wie für das „Duo Berlin“ geschrieben schienen.

 

Als großes Finale gab es mit der „Sonate C-Dur op. 56“ von Sergej Prokofjew ein Werk, von dem Prokofjew selbst schrieb, „das ein Publikum ohne Überdruss zuhören könne“. Bei solch lebendiger und leidenschaftlicher Interpretation konnte das Duo die Schönheiten der viersätzigen Sonate in allem Glanz erstrahlen lassen, genoss man dieses Werk zu jedem Moment.