Konzert-Rezension: Florian Noack - Klavier

Klavierabend

Sonntag, 14. Februar 2016

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Florian Noack – Klavier

Pianist Florian Noack überzeugte am Sonntagabend bei seinem Auftritt im Bürgerhaus nicht nur mit Können, sondern auch mit sympathischer Ausstrahlung.


Westfälische Nachrichten vom 16.02.2017

von Arndt Zinkant

Farbiger Tastenzauber

Der junge Pianist Florian Noack begeisterte am Sonntagabend im Bürgerhaus das Publikum

Telgte. Die Klavierliteratur hält schillernde Werke en masse bereit. Wem selbst dieser Riesenfundus nicht ausreicht, kann sich immer noch als Arrangeur von Transkriptionen versuchen. Eine Spezialität des 23-jährigen Pianisten Florian Noack, der am Sonntag sein Publikum im Bürgerhaus Telgte mit hohen Können und sympathischer Ausstrahlung gewann. Die von ihm bearbeiteten Meister überraschten dann doch: Johann Sebastian Bach und Johann Strauß, die den Anfang und den Schluss markierten. Mittendrin: farbiger Tastenzauber von Maurice Ravel und Robert Schumann.

 

Letzterer lag dem jungen Virtuosen, Spross einer belgischen Musikerfamilie, besonders gut in den Fingern. Die Intermezzi op. 4 kamen zupackend und ungemein farbig daher. Noack hatte für vollgriffige Maestoso-Passagen ebenso das Gespür wie für perlende Zartheiten voller Poesie (Allegro semplice). Was jeder gute Schumann-Interpret braucht, ist der romantische, singende Zugriff – besonders bei den Frühwerken. Florian Noack hatte ihn.

 

Mit Ravels „Le Tombeau de Couperin“ hatte sich der Pianist ein funkelndes Juwel der französischen Klavierliteratur ausgesucht. Er erklärte es dem Publikum vorab auf Englisch. Was als „Tombeau“ (so nannten französische Komponisten Trauerstücke für verstorbene Kollegen) auf den Barockmusiker François Couperin gedacht war, gewann durch den Ersten Weltkrieg einen „doppelten Boden“ der Trauer: Jeden der sechst Sätze widmete Ravel außerdem einem gefallenen Soldaten aus seinem Bekanntenkreis.

 

Noack lotete die fragilen Barock-Reminiszenzen raffiniert aus. Er hielt die Balance zwischen impressionistischem „Parfüm“ und der angemessenen „Clarté“. So konnte das aufmerksame Ohr viele feine Verästelungen im akkordischen Geflecht neu entdecken. Er hütete sich, das Werk zu verspielt klingen zu lassen, gab der finalen Toccata aber auch nicht das Maximum an Dämonie mit.

 

Seine Bearbeitung des Bach-Konzerts für 4 Cembali BWV 1065 klang faszinierend, doch ist dieses Konzert nicht so bekannt, als dass man Noacks Geschick voll und ganz gewürdigt hätte. Manchem wäre wohl das ursprünglich angekündigte „Italienische Konzert“ von Bach lieber gewesen. Bei der schwungvollen Paraphrase auf Strauß-Walzer, die sich der virtuose Bearbeiter für den Schluss aufgehoben hatte, blieb in dieser Hinsicht natürlich kein Wunsch offen.