Kammerkonzert
Sonntag, 10. Januar 2016
19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte
Juri Schmahl – Oboe
Philipp Heiß – Klavier
Das Konzert des 25-jährigen Oboisten Juri Schmahl und seines Klavierpartners Philipp Heiß war ein ebenso ungewöhnliches wie intimes Hörvergnügen.
Westfälische Nachrichten vom 12.01.2016
von Arndt Zinkant
Lieder ohne Worte
Duo Juri Schmahl und Philipp Heiß beim Konzert des Kultur-Freundeskreises im Bürgerhaus
Telgte. Der scheue Schalmeien-Klang einer Oboe erfüllte das Bürgerhaus. Das Publikum lauschte romantischen oder impressionistisch gefärbten Kantilenen eines Instruments, das im Orchester oft die schönsten Passagen anvertraut bekommt, aber selten solistisch auf dem Podium zu hören ist. Keine Frage, das Konzert des 25-jährigen Oboisten Juri Schmahl und seines Klavierpartners Philipp Heiß war ein ebenso ungewöhnliches wie intimes Hörvergnügen.
Natürlich legten sich die Musiker viele Stücke aufs Pult, die man sonst kaum hört - der einzige “Hit” war die aparte Salon-Pièce “Siciliènne” von Gabriel Fauré. Und auch diese war eine Bearbeitung und ursprünglich für Singstimme gedacht. Apropos Bearbeitung: Auch Felix Mendelssohns “Lieder ohne Worte” für Klavier waren für die Oboen-Version wie gemacht. Der melodische Charme dieser Musik wurde von Juri Schmahl instinktiv getroffen; sei es im schlichten Andante oder im Presto, wo die Oboe sich dem hurtigen Klavier-Galopp an die Fersen heftete.
Die drei Romanzen op. 94, die Robert Schumann seiner Clara einst als Weihnachtsgeschenk komponierte, sind dagegen wohl nur unter wahren Oboen-Fans bekannt. Was schade ist, denn auch sie wirken teils wie “Lieder ohne Worte”, sind aber unüberhörbar für die Besetzung geschrieben und atmen besonders in der zweiten Romanze echten Schumann-Geist. Dessen Freundschaft zu Mendelssohn wurde übrigens in der Moderation beider Musiker angesprochen (die lockere Erläuterung der Musik zählt überhaupt mittlerweile zu den Selbstverständlichkeiten jüngerer Klassik-Interpreten).
Die musikalische Partnerschaft von Schmahl und Heiß war in jedem Takt von großer Vertrautheit erfüllt. Der Pianist empfand sich keineswegs nur als Begleiter, ließ dem meist ruhevollen Klangfluss der Oboe doch den Vortritt. Bei Maurice Ravels “Kaddish” (eine Lobpreisung Gottes) bestäubte er die hebräisch anmutende Melodie raffiniert mit impressionistischen Akkorden.
Am Ende dann Virtuosenzauber wie aus dem Bilderbuch: Aus der Feder von Antonio Pasculli (1842-1924), der von Juri Schmahl als “Paganini der Oboe” beschrieben wurde. Ein Meister seines Faches, der in bis dato unbekannter Brillanz die Oboe ausreizte, wobei er bekannte Melodien seiner Zeit verwendete - in diesem Fall Themen aus Donizettis Oper “La Favorit”. Glänzend!