Konzert-Rezension: Duo Kim - Bodendorff

Kammerkonzert

Sonntag, 23. März 2014

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Sae-Nal Lea Kim – Klavier

Marie-Luise Bodendorff – Klavier

Sorgte im Bürgerhaus für Begeisterung: das Duo Sae-Nal Lea Kim und Marie-Luise Bodendorff.


Westfälische Nachrichten vom 25.03.2014

von Arndt Zinkant

Rasanz und Melancholie

Tolle Darbietung am Klavier: Duo Bodendorff/Kim überzeugt beim Kultur-Freundeskreis

Telgte. Konzerte mit Urnengang? Die Musikliebhaber vom Kultur-Freundeskreis Telgte kennen das. Am Eingang wurden am Sonntagabend Stimmzettel verteilt, und all die hochkarätigen Musiker der vergangenen Saison konnte man noch einmal Revue passieren lassen - und dann drei Favoriten ankreuzen. Bereits zur Pause war klar: Das Klavier-Duo Kim/Bodendorff hat beste Chancen auf eine Folge-Einladung.

 

Die jungen Musikerinnen um die 30 haben sich 2011 zusammengefunden (anlässlich des Deutschen Musikwettbewerbs) und zeigten an diesem Abend, dass sie in traumhaftem Einklang musizieren. Mit wunderbarer Klaviermusik zu vier Händen schlugen sie den Bogen von Mozarts graziler Sonatenkunst bis zum Klangschaum schlagenden Furor eines Sergej Rachmaninow. Wobei sie dem Idiom jedes Komponisten mit Verve gerecht wurden.

 

Testfall Mozart: Wie leicht könnte die Sonate zu vier Händen KV 521 dazu verführen, in Oberflächen-Brillanz zu schwelgen. Aber Sae-Nal Lea Kim Marie-Luise Bodendorff ließen den Champagner der Läufe nicht überperlen. Sie interessierte die Struktur des Werkes - und auch die Melancholie, die bei aller C-Dur-Wonne hinter den Noten steckt.

 

Griegs vier Norwegische Tänze op. 35 dagegen vertragen ordentlich Schmackes - und bekamen ihn auch. Rhythmisch präzise, aber doch wild zupackend kam das Allegro molto des letzten Tanzes daher. Und die neckisch-tapsige Melodie des zweiten Satzes hatte viel Charme.

 

Schubert ist schwerer, robust und zerbrechlich zugleich. Vor allem in seinem a-Moll-Allegro D 947, das “Lebensstürme” im Titel trägt. Hier braucht es genau den singenden Anschlag und auch die Rasanz, die Kim und Bodendorff aus den Tasten zauberten.

 

Die Klavierstücke op. 11 (“6 Morceaux”) waren ein Fest für jeden Rachmaninow-Fan: Brillanz, Melancholie und Dämonie perfekt austariert - und erneut war man verblüfft, wie traumhaft sich das Duo rhythmisch verstand. Das finale Stück “Slava” (Glory) nimmt es locker mit Mussorgskis “großem Tor von Kiew” auf. Als Zugabe spielte das Duo noch Rossinis “Barbier von Sevilla”-Ouvertüre. Und wer sein Kreuzchen nicht bei Kim/Bodendorff gemacht hatte, war selber Schuld.