Konzert-Rezension: Duo Migdal - An

Kammerkonzert

Sonntag, 9. Februar 2014

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Liv Migdal - Violine

Jong Do An - Klavier

Liv Migdal und Jong Do An spielten im Bürgerhaus groß auf.


Westfälische Nachrichten vom 11.02.2014

von Arndt Zinkant

Reife und Draufgängertum

Konzert mit Liv Migdal und Jong Do An im Bürgerhaus

Telgte. Nur einen Steinwurf trennt Liv Migdal von Mozart. Etwa so weit sei nämlich ihre Salzburger Wohnung von seinem Geburtshaus entfernt, klärte die Geigerin ihr Publikum schmunzelnd auf. Und was dann folgte, ließ keinen Zweifel: Die junge Meistermusikerin ist dem Genie auch musikalisch ganz nah. Mozarts G-Dur-Sonate KV 379 erklang differenziert und mitreißend - eine "Ouvertüre" zu einem Kammermusik-Abend, der die Spannung von Werk zu Werk erhöhte. Am Ende des Konzerts stand rauschender Applaus.

 

Was sofort auffiel, war das traumhafte Verständnis zwischen Liv Migdal und ihrem Pianisten Jong Do An; was zum Teil daran liegen Mag, dass der Mann aus Südkorea zurzeit bei Marian Migdal, dem Vater der Geigerin studiert. Er verstand sich zu keinem Moment als "Begleiter", der der Violine nur den roten Teppich ausrollt - man hörte ein veritables Duo im spannenden Dialog. Spritzig Mozarts Allegro, innig das Andante cantabile.

 

Selten klang der Übergang von Mozart zu Beethoven so zwingend - als müsse nur die Flamme von einem zum anderen weitergetragen werden. Beethovens Sonate Nr. 6 op. 30,1 balancierte zwischen Charme und Dramatik, und Liv Migdal lotete mit sensiblem Strich jede Nuance aus. Auffällig bei beiden: die Reife im Ausdruck, die stets hohen Respekt vor dem Werk verriet.

 

Jugendliches Draufgängertum sparten sie sich für den zweiten Teil, und dafür waren die Stücke von Prokofjew und Ravel auch maßgeschneidert. Seine zweite Sonate op. 94a hatte der Risse ursprünglich für die Flöte geschrieben - die Violinfassung ist dem Geiger David Oistrach zu danken. Aber die Süße des Melos glühte immer noch durch das Stück, das den unnachahmlichen Prokofjew-Sound atmet und in den schnellen Sätzen virtuose Stacheln ausfährt. Da war ein Zwischenapplaus nach dem Scherzo Pflicht.

 

Jong Do An fasst die Partnerin anerkennend an der Schulter - und diese setzt sofort noch einen drauf: Maurice Ravels Violin-Rhapsodie "Tzigane" ist ein folkloristisches Virtuosenstück reinsten Wassers. Da darf der Bogen süffig schmachten, da gibt es halsbrecherische Tonsprünge und Pizzicati mit "rauchenden Fingern". Liv Migdal kann das - aber sie braucht es nicht. Zwei ruhige Zugaben sind der Beweis.