Konzert-Rezension: Klarinettentrio

Kammerkonzert

Sonntag, 22. September 2013

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Annelien van Wauwe - Klarinette

Simone Drescher - Violoncello

Olga Gollej - Klavier

Einig im virtuosen Spiel: (v.l.) Simone Drescher, Olga Gollej und Annelien van Wauwe im Bürgerhaus


Westfälische Nachrichten vom 24.09.2013

von Dr. Andreas Hasenkamp

Den musikalischen Faden nie verloren

Junge Preisträger spielen Mendelssohn, Schumann und den "Berufenen" im Bürgerhaus

Telgte. Um Komponisten mit einem Bezug zu Leipzig drehte sich das Kammerkonzert. Der Kultur-Freundeskreis hatte ein junges Trio mit den Programm "Neue Bahnen" gewinnen können.

 

Behende muss die Klarinette in den drei Romanzen Robert Schumanns op. 94 für Klavier und (original) Oboe sein. Das leistet Annelien van Wauwe im Auftaktstück und bildet gleich eine Einheit mit den Tasten des von Olga Gollej gespielten Flügels. Das darf man erwarten von van Wauwe: Zahlreich sind ihre Solo- und Orchester-Auftritte, die bis zum Orchestre de Paris reichen, 2012 gewann sie unter anderem das Stipendium des Deutschen Musikwettbewerbs in Bonn in der Kategorie Klarinette solo.

 

Wo in der berühmten "Neue Bahnen"-Empfehlung Schumann auf Brahms als den "Berufenen" zeigt, haben die drei Künstlerinnen im "Neue Bahnen"-Programm Felix Mendelssohn Bartholdy als Mittelstück eingeflochten. Sicher nicht nur als Feld der Bewährung für die Pianistin, die dem Ausnahmetalent Respekt zollte und sich bescheiden nur anschickte, sein Können "nachzuahmen". Dazu gab es von ihr ein Kompliment: Der Flügel sei sehr gut. Die Pianistin stand dem übrigens nicht nach.

 

Zugleich machte in dieser Sonate Nr. 2 D-Dur op. 58 das Cello von Simone Drescher seine Aufwartung und Lust auf mehr. Kräftig und durchdringend, dabei warm im Klang, akzentuiert und wohl dosiert, höchst einig mit dem Klavier. Das erstreckte sich, das letzte der drei Werke zeigte nebenbei auch das, auch auf die ganz leisen, feinen Töne.

 

Das Klarinetten-Trio a-Moll op. 114 ist zurückzuführen auf Brahms Inspiration durch einen Klarinettisten. Den besonders die Klarinette zur Geltung bringenden zweiten Satz erkoren die drei Künstlerinnen auf Nachfrage unisono zu ihrem Lieblingssatz. Er ist auch im musikalischen Charakter des Zusammenspiels der drei Instrumente so etwas wie der rote Klang-Faden des Abends: Weil hier je zwei verschmelzen und der dritte den melodischen Part übernimmt. Das Zusammenspiel war durchgehend ein Genuss.

 

Als Zugabe führte das Trio nach kräftigem Applaus auf eine seltene und anregende Bahn: Ein Stück von Carl Frühling, Trio in a-Moll für Klarinette (oder Violine), Violoncello und Pianoforte op. 40.

 

Das Konzert im Bürgerhaus war übrigens die Premiere einer Rundreise mit diesem Programm der "Neuen Bahnen".