Konzert-Rezension: Miao Huang

Klavierkonzert

Sonntag, 17. Februar 2013

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Miao Huang - Klavier

Miao Huang stellte sich beim Kammerkonzert des Kultur-Freundeskreises als exzellente Pianistin vor.


Westfälische Nachrichten vom 19.02.2013

von Axel Engels

Klavierspiel von großem Farbenreichtum

Rezital mit Miao Huang

Telgte. Es gibt Abend wie das Klavierrezital der jungen Pianistin Miao Huang im Bürgerhaus, da wird man selbst nach 30 Jahren als Konzertrezensent noch überrascht. Denn solch eine interessante Zusammenstellung wie den Kontrast zwischen einem der anspruchsvollsten Klavierwerke Mozarts, der "Sonate Nr. 9 D-Dur KV 311", und den "Klavierstücken op. 118" von Johannes Brahms erlebt man nur selten. Dazu gehört schon mehr künstlerische Reife, als sich viele junge Virtuosinnen zutrauen. Dazu noch im zweiten Teil die bis in die letzte Phrase bekannte "Barcarolle Fis-Dur op. 60" von Frédéric Chopin uns seine große "Sonate Nr. 3 h-Moll op. 58".

 

Man hört die ersten Töne am Flügel und weiß sofort, hier spielt eine ausgereifte Künstlerin mit einer Anschlagskultur, die exquisit ist. Im Anfangssatz schaffte es Miao Huang, den Dualismus von Schwere und Leichtigkeit, Kraft und Grazie mit einer jederzeit fesselnden Leichtigkeit zu verbinden. Wie diese Künstlerin den langsamen "Andante con Expressione"-Satz spielte, war bezaubernd schön. Anmut, Empfindsamkeit und Eleganz waren jederzeit bestimmendes Element ihrer Gestaltung.

 

Lebendig wusste sie ihre Fähigkeiten im "Rondo" auszuspielen, ohne diesem an dramatischen Kontrasten reichen Satz ein allzu effektvolles Gewand zu verleihen. Den Sprung in die vom Leben abgeklärte Welt der "6 Klavierstücke op. 118" des "alten" Brahms schaffte Miao Huang mit einer Natürlichkeit, die aus einem liebevollen Respekt vor dieser Musik entsprungen sein muss. Leidenschaft verband sich mit Tiefe. Mit großem Farbenreichtum schuf sie musikalische Bilder von hoher Intensität.

 

Nach der Pause ging es mit der "Barcarolle Fis-Dur op. 60" in romantische Gefühlswelten. Huang setzte ihre ganze Musikalität und Ausdruckskraft in dieses fluoreszierende, Ravel und Debussy vorwegnehmende Werk ein. Die Melodie schwebte quasi über den wiederkehrenden Bassharmonien, trieb frei und mit innerer Ruhe dahin. Sanft und leicht spielte Miao Huang, vermittelte dem gebannt lauschenden Publikum ein ganz introvertiertes Bild. Mit dem letzten großen Werk aus der Feder Chopins, der "Sonate Nr. 3 h-Moll op. 58" beendete Miao Huang ihr überaus interessantes Rezital. Der Reichtum der musikalischen Ideen dieser Sonate wurde von ihr mit Brillanz und Sensibilität ausgespielt. Beim Genießen ihrer feinen Pianistik war man fasziniert vom liebevollen Scherzo, ließ sich treiben beim virtuos angelegten Rondo-Finale. Dieser Klavierabend hat die Kammerkonzertreihe im Bürgerhaus um eine inspirierende Facette bereichert.