Kammerkonzert
Sonntag, 27. Januar 2013
19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte
Madeleine Przybyl – Viola
Kerstin Mörk – Klavier
Zeigten hohes Können und frische Musizierlust: Madeleine Przybyl (Viola) und Kerstin Mörk (Klavier)
Westfälische Nachrichten vom 29.01.2013
von Arndt Zinkant
Eine herb-schöne Klangmelange
Madeleine Przybyl und Kerstin Mörk spielten Musik von "Schumann & friends"
Telgte. Ein veritabler Freundeszirkel rauschte da musikalisch durchs Bürgerhaus: „Schumann & friends“. Gemeint war die enge Verbindung des schwärmerischen Romantikers mit Felix Mendelssohn-Bartholdy und dem jüngeren Johannes Brahms.
Auch Madeleine Przybyl und Kerstin Mörk sind schon seit ihren Jugendtagen im Landesorchester Baden-Württemberg freundschaftlich verbunden. Das Duo begeisterte sein Publikum beim Kammerkonzert des Kultur-Freundeskreises mit hohem Können und frischer Musizierlust. Viola und Klavier - eine herb-schöne Klangmelange, die man so nicht alle Tage hört.
Johannes Brahms gehörte zu jenen Komponisten, die den Bratschen-Sound sehr schätzten. Die f-moll-Sonate op.120 ist eigentlich für Klarinette gedacht, gleichwohl existieren Skizzen für eine Bratschen-Version. „Brahms wäre einverstanden“, waren sich die jungen Musikerinnen sicher. Und sie wussten, wie man aus einem Allegro appassionato dramatische Funken schlägt. Mit Impetus, aber doch stets kontrolliertem Bogen zauberte Madeleine Przybyl stimmungsvolle Herbstfarben hervor. Kerstin Mörks Klavierspiel wirkte weder massig noch „begleitend“ - man hörte wahrhaftiges Miteinander, wie es nur erfahrene und vertraute Kammermusiker zustande bringen. Ein wehmütiges Andante und ein flotter Vivace-Kehraus machten das Hörvergnügen perfekt.
Dass Mendelssohns Bratschen-Sonate in c-Moll ein Frühwerk ist, hört man zwar - und ist doch überrascht über die Fülle an Einfällen und die inspirierte Grundstimmung des Stückes. Der „Mozart des Jahrhunderts“ (so Kollege Schumann) beeindruckt hier vor allem mit einem Variationen-Reigen am Ende. Da gibt es fahle, gespenstische Ton-Repetitionen der Bratsche ebenso wie flinke Klavierläufe. Die Musikerinnen spielten sich behände die Bälle zu.
Nach der Pause kam ein Zeitgenosse zu Wort: Sascha Thiele, Jahrgang 1989, gehört derselben Generation an wie das Duo Przybyl/Mörk und hat sein Stück „Geben und Nehmen“ im vorigen Jahr mit ihm erarbeitet. Kerstin Mörk stellte es dem Publikum kurz vor, das diese - keineswegs unzugängliche - Neue Musik freundlich aufnahm. Es gab klirrenden Klavier-Diskant, spukige Tremoli und Flageoletts der Bratsche. Und thematisch passierte, was der Titel aussagt: ein Geben und Nehmen.
Bleiben noch Robert Schumann und seine Märchenbilder op.113. Ein märchenhafter Reigen von Melancholie bis Heroismus, der dem Duo wunderschön gelang.