Konzert-Rezension: Sinfonietta Köln & Klaus Sticken

Orchesterkonzert

Sonntag, 14. März 2010

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Sinfonietta Köln

Dirigent: Cornelius Frowein

Solist: Klaus Sticken - Klavier

Eine Orchesterbesetzung ist selten bei den Kammerkonzerten des Kultur-Freundeskreises. Am Sonntagabend spielte zum Abschluss der Saison die Sinfonietta aus Köln im Bürgerhaus. Am Flügel: Klaus Sticken.


Westfälische Nachrichten vom 16.03.2010

von Dr. Johannes Hasenkamp

Ein fesselndes Saisonfinale

Sinfonietta spielte im Kammerkonzert

Telgte. Das Abschlusskonzert der Kammerkonzertsaison geriet zu einem besonderen Erlebnis. Die Sinfonietta Köln unter der sorgsamen Leitung von Cornelius Frowein bot Chopins Klavierkonzert e-moll op. 11 und Schostakowitschs Kammersinfonie op. 110a von 1960, hier das von Rudolf Barschai bearbeitete Streichquartett Nr. 8. Die Gegensätze konnten kaum größer sein!

 

Symphonieorchester haben es schwer, den 200. Geburtstag Chopins gebührend zu begehen. Der Komponist hat wenig für andere Instrumente als das Klavier geschrieben. Das Klavierkonzert e-moll enthält für den Pianisten einen reichen Part, doch das Symphonische Orchester ist stiefmütterlich behandelt. Das führte zu mehreren Bearbeitungen. Gespielt wurde die eines polnischen Komponisten, der die Partien für die ursprünglich vorgesehenen Bläser in den Streichersatz übernahm, sodass als Orchester Streicher ausreichen. Am Sonntag wurden die Bläser nicht nur nicht vermisst, sonderen das Orchester wurde so fein un liebevoll eingesetzt, dass es wirklich an nichts mangelte.

 

Der Pianist Klaus Sticken aus Hannover vermied jegliche Gefühligkeit und bot differenzierte Klarheit in Anschlag und Strukturierung. Er stellte die Themen prägnant heraus. Dennoch fehlte es nicht an dem, was Chopin ausmacht: Mondnacht, Träume und die Welt der Sehnsucht. Die Zugabe, das Nocturne op. 27.2, versetzte noch einmal ganz in die Welt des Klavierpoeten.

 

Da war es kühn, Schostakowitschs Bekenntniswerk, die Kammersinfonie op. 110a, folgen zu lassen. Der Komponist hat das in seiner Art völlig einmalige Werk an drei Tagen in Dresden angesichts der noch sichtbaren Zerstörungen geschrieben. Auch formal (drei Largo-Sätze) ist es einzigartig. Die Verarbeitung der Anfangsbuchstaben des Namens hat schon Bach mehrfach benutzt. Sie ist bei Schostakowitsch eine einzigartige Verbindung mit persönlichen Erinnerungen eingegangen. So ist das Werk traurig und doch nicht trostlos, von stiller Eindringlichkeit, furios und gehetzt, hymnisch und nachdenklich, außerdem sehr persönlich, so beim Solo der Primaria. Es fesselte auf eine unwiderstehliche Weise. Nach dem Schlussklang blieb es zunächst lange still. Es wäre angemessen gewesen, ohne Beifall zu gehen.