Konzert-Rezension: Nomos Quartett & Alando Quartett

Kammerkonzert

Sonntag, 21. Februar 2010

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

NOMOS-QUARTETT

Martin Dehning & Jutta Rübenacker – Violine

Friederike Koch – Viola

Sabine Pfeiffer – Violoncello

 

ALANDO-QUARTETT

Burkhard Schmidt & Nadine Henrichs – Violine

Marlies Eckelt – Viola

Tobias Köhler – Violoncello

Der künstlerische Leiter der Konzerte, Tobias Köhler, hatte es fertiggebracht, zwei Quartett-Formationen zusammenzuführen: das Nomos- und das Alando-Quartett


Westfälische Nachrichten vom 23.02.2010

von Dr. Johannes Hasenkamp

Symphonisches Oktett ein Hochgenuss

Nomos- und Alando-Quartett vereint im Bürgerhaus / Großer Kammermusikabend

Telgte. Ein großer Kammermusikabend zog am Sonntag ein ungewöhnlich zahlreiches Publikum in das Bürgerhaus. Es gab ein großartiges Programm mit originären, sehr unterschiedlichen Werken. Der künstlerische Leiter der Konzerte, Tobias Köhler, hatte es fertiggebracht, zwei Quartett-Formationen zusammenzuführen, sodass Mendelssohns Oktett Es-Dur, op. 20 aufgeführt werden konnte, das einzige Quartett nur für Streicher vor Varese und Schostakowitsch.

 

Frühere Oktette waren einfach zwei Quartette, wie die von Louis Spohr, die einander gegenübergestellt wurden, wie in der kirchlichen Doppelchörigkeit. Der 16-jährige Mendelssohn schuf eine weithin symphonische Einheit von acht selbstständigen Spielern, die einen prächtigen Klang ergab.

 

Das Mendelssohn-Oktett mit den acht Musikern im Halbkreis bot denn auch den "symphonischen" Abschluss des Abends: Ohrenschmaus und Sommernachtstraum-Atmosphäre. Das Werk entstand ein Jahr vor der Sommernachtstraum-Ouvertüre.

 

Das Nomos-Quartett aus Hannover vermittelte ein besonderes sangliches Element, das vom Alando-Quartett übernommen wurde. Dadurch erhielt der Abend einen inneren Zusammenhang und klangliche Homogenität.

 

Die Werke selbst konnten nicht unterschiedlicher sein. Mozarts Quartett KV 387, das den Abend eröffnete, ist bei aller scheinbaren Leichtigkeit keineswegs "leichthin" geschrieben, sondern Frucht einer "langen und mühevollen Arbeit" (Mozart) an den Haydn'schen Quartetten op. 33 und in seiner kompositorischen Dichte kaum zu übertreffen. Das erste der Haydn-Quartette war also keineswegs "Einspielstück", sondern von gewichtiger, ruhiger Leichtigkeit, sorgfältig durchstrukturiert,woran man die Qualität des Quartetts schnell erkannte.

 

Genannt seien vor allem der Primarius Martin Dehning, der das Quartett unauffällig mit klanglicher Dezenz und spielerischer Akuratesse leitete, und die Cellistin Sabine Pfeiffer mit ihrer rhythmischen Delikatesse, die sich auch im Oktett bewährte. Dazu kamen Jutta Rübenacker, zweite Violine, und Friederike Koch, Viola, die bei Janacek eine große Aufgabe meisterte.

 

Das münstersche Alando-Quartett (Burkhard Schmidt, Nadine Henrichs, Marlies Eckelt und Tobias Köhler) verschmolz mit den Nomos-Musikern zu großer Homogenität und gemeinsamer Spielfreude beim Oktett.

 

Trotzdem: das besondere Erlebnis des Abends war zwischen dem Mozart und Mendelssohn Janaceks zweites Quartett "Intime Briefe" aus dem Todesjahr 1923. Diese sind das persönlichste und wohl auch originellste Streichquartett des vorigen Jahrhunderts, ein Spiegelbild seiner zwiespältigen und widersprüchlichen Persönlichkeit, seiner explodierenden Vitalität und konsequenten Hingabe. Mitreißende Melodien, Partien voller Schönheit stehen zwischen überraschenden Einwürfen. Die Nomos-Spieler vermittelten die Partitur nachdrücklich und mitreißende, hart und liebevoll. Dem konnte sich wohl keiner entziehen.