Kammerkonzert
Sonntag, 26. November 2006
19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte
Andreas Hofmeir - Tuba
Andreas Mildner - Harfe
Hinrich Alpers - Klavier
Westfälische Nachrichten vom 28.11.2006
von Dr. Johannes Hasenkamp
Eine "Tröte" von unglaublicher Vielfalt
Ungewöhnliches Kammerkonzert: "Romantische Kapriolen" mit Harfe und Tuba
Telgte. Schon der erste Blick auf die Bühne war eine Überraschung. Vor dem Flügel stand eine große Konzertharfe und daneben eine golden blitzende "Riesentröte". Unter dem Titel "Romantische Kapriolen" hatte der Kulturfreundeskreis am Sonntag zu einem Kammerkonzert eingeladen. In der ohnehin mit manchen Besonderheiten aufwartenden aktuellen Konzertreihe wurde es ein außergewöhnlicher Abend. Die konzertante Verbindung von Harfe und Tube lag sicherlich für die meisten Konzertbesucher weit außerhalb des Vorstellungsbereiches.
Andreas Hofmeier erwies sich als auskunftsfreudiger Beherrscher der Tuba. Er gab auf jede Frage ausführlich Antwort. Die Länge des konischen Rohres beträgt vom höchsten bis zum tiefsten Ton 3,7 bis sechs Meter. Der größere Bruder Basstuba steht im Grundton noch eine Quint tiefer und braucht dafür 1,3 Meter mehr Rohrlänge.
Hart, fast schmetternd wie eine Trompete kann die Tuba klingen, doch auch weich und voll, geradezu "singend". Die lyrischen Möglichkeiten sind erstaunlich. Explosive Einwürfe, murmelnde und aufgeregte Geschwätzigkeit, trunkenes Taumeln, Seelenqualen und hintergründiger Witz, der ansteckendes Lachen auslöste - alles ist möglich.
Die große Bandbreite war in Trygve Madsens "Sonate für Tuba und Klavier" op. 34, in dem verschmitzten "Tea for Tuba" von Ib Nörholm, in Gisbert Näthers "Duo für Tuba und Harfe" sowie Jörge Dudas "Fantasia II für Tuba und Harfe" zu erleben. Duda schrieb auch die bisher einzige Komposition für Harfe, Klavier und Tuba, eine "Burleske en Miniature", die als Zugabe erklang.
Streng genommen passten die beiden "klassischen" Stücke des Programms überhaupt nicht dazu. Andreas Mildner spielte Bachs "Italienisches Konzert" BWV 971 auf der Pedalharfe. Eine Überraschung war nicht nur seine Fingerfertigkeit, sondern die Gestaltung des für ein Cembalo mit zwei Manualen geschriebenen Werkes. Deutlich arbeitete der Harfenist die Technik der zwei Manuale heraus, setzte zudem vorsichtig eine dem Cembalo nicht mögliche Dynamik ein und lieferte bestens durchschimmernd diese Mischung von italienischer Spielfreude und nordischer Salzstrenge.
In wieder andere Welten führte der Pianist Hinrich Alpers mit Schumanns op. 13, den "Symphonischen Etüden", von denen man nie recht weiß, ob es nicht Variationen sind. Das erklang mit hoher Intensität und kraftvoller Konzentration.