Konzert-Rezension: Pinderkaas Saxophonquartett

Kammerkonzert

Sonntag, 13. November 2005

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Marcin Langer - Sopransaxophon

Guido Grospietsch - Altsaxophon

Anja Heix - Tenorsaxophon

Matthias Schröder - Baritonsaxophon


Westfälische Nachrichten vom 15.11.2005

von Dr. Johannes Hasenkamp

Zwei künstlich zusammengeführte Welten

Pindakaas-Saxophonquartett bot im Bürgerhaus einen außergewöhnlichen Konzertabend

Telgte. An Abwechslung fehlt es in den Konzerten des Kultur-Freundeskreises Telgte wahrlich nicht. Am Sonntagabend spielte im Bürgerhaus das Pindakaas-Saxophonquartett, eine ganz seltene Zusammensetzung. Der Name Pindakaas - Erdnussbutter - hat keinen Bezug zur Musik, versicherte zum Schluss der Baritonsaxophonspieler Matthias Schröder.

 

Wie bei Streichern und Blockflöten trat hier eine ganze Familie auf; Sopransaxophon (Marcin Langer), Alt (Guido Grospietsch), Tenor (Anja Heix) und Bariton/Bass (Matthias Schröder). Indessen lässt sich nicht alle Musik etwa von Streichern oder Orgel gleichmäßig gut auf Saxophone übertragen. Dafür ist der Klang zu typisch.

 

Das zeigte dich besonders im ersten Teil. Problemlos erklang die "Canzona a quattro" von Giovanni Gabrieli, schon ursprünglich eine reine Bläsermusik. Bevor die Komponisten die zu verwendenden Instrumente mehr oder weniger bindend vorschrieben, wurden die jeweils vorhandenen eingesetzt. So gefiel am besten schon vom Klanglichen her im ersten Teil das "Quatuor pour Saxophones" von Faustin Jeanjean, einem Komponisten des 20. Jahrhunderts. Darin wurden vor allem im Mittelsatz die verschiedenen Klangfarben wirkungsvoll eingesetzt. Der Satz "Concert sur la Place" erklang als ein abwechslungsreiches "Platzkonzert": Das war gewiss keine tiefgründige Musik, wohl aber eine spritzige, den Instrumenten auf den Leib geschriebene.

 

Die Liebeslieder von Orlando di Lasso und Clement Jannequin wirkten durch zwar ausgewogene, doch fremde Klanglichkeit, die Präludien und Fugen von Bach ebenso. Und das Quartett KV 155 von Mozart ist eben doch von Haus aus reine Streichermusik. Wohl waren alle Stücke klanglich ausgewogen und sauber gespielt, doch wirkten sie wie zwei künstliche zusammengebrachte Welten.

 

Das wurde nach der Pause anders. Marcin Langer (Sopransaxophon) hatte eine vergnügliche "Gameboy Fantasy" geschrieben. Ein kurzer Dialog zwischen Sopran und Alt dazu über die Pokemons bot eine kleine Einführung zu den teils frechen, teils feierlichen Tönen. Vor ihrem geistigen Auge sahen die Kinder im Publikum gleichsam die lustigen Figuren auf dem Gameboy auf und ab hüpfen.

 

Zunehmend durch den spanischen Rhythmus und bekannte Melodien ansprechender und für die Instrumente geeigneter erklangen Stücke von Isaac Albeniz ("Sevilla") und Enrique Granados (aus "Danzas Espagnolas"), obwohl original für Klavier geschrieben. Erstaunlich ruhig und schwermütig, klanglich fein und abwechslungsreich erwies sich "Sardana" von Antonio Vives. Danach huldigten die Musiker dem Bandoneon-König Astor Piazzolla im "Histoire du tango" mit erst schwerblütig ruhigen, dann rhythmisch flotten Erinnerungen.

 

Im zweiten Teil wurden die Hörer spürbar aufmerksamer und angeregter. Das steigerten noch drei Zugaben: ein frech-komischer Ragtime auf chinesisch, eine zunehmend schnellere Klezmer-Musik und ein Schlusslied, das den Kinderschlager "Lalilu, nur der Mann im Mond schaut zu" verarbeitete.