Konzert-Rezension: Flautando Köln

Kammerkonzert

Sonntag, 30. Januar 2005

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Katharina Hess, Blockflöte

Susanne Hochscheid, Blockflöte

Ursula Thelen, Blockflöte und Gesang

Kerstin de Witt, Blockflöte


Westfälische Nachrichten vom 01.02.2005

von Dr. Johannes Hasenkamp

Die hohe Schule des Blockflötenspiels

Das Ensemble "Flautando" aus Köln bot im Bürgerhaus ein fesselndes Programm

Telgte. Die vielen Renaissance- und Barockblockflöten, die am Sonntagabend auf der Bühne des Bürgerhauses aufgereiht waren, ließen Abwechslung erwarten. Und die bot das vierköpfige Ensemble "Flautando" aus Köln tatsächlich.

 

Die vier Blockflötistinnen Katharina Hess, Susanne Hochscheid, Ursula Thelen (auch Sopran) und Kerstin de Witt spielten ein fesselndes Programm, in dem der Humor nicht zu kurz kam.

 

Ein langer, mehrteiliger "Saltarello" eines italienischen Anonymus des 14. Jahrhunderts, ein Arrangement von "Flautando", bot gleich zu Beginn geradezu ein Kompendium der Flötenkünste. Zwei Spielerinnen mit Sopranflöten musizierten zunächst auswendig so etwas wie einen Dialog, der vor Energie und Rhythmus bebte. Bald erhielt er durch tiefe Föten ein beruhigendes Fundament. Da ließen die kleinen Flöten hören, was in ihnen steckt.

 

Das Quartett zeigte eine ungeheure Disziplin. Tempowechsel erfolgten ohne jede Schwankung, virtuose Partien folgten auf ruhige, Glissandi wurde wie selbstverständlich eingefügt, das rhythmische Zusammengehen lief mit frappierender Ebenmäßigkeit ab. Exaktes Stoßen mit der Zunge, zart getupfte Töne und präzise Staccati, Flatterzunge, feine Bebungen und Fingervibrato: Die Hörer erlebten die hohe Schule des Blockflötenspiels. Dabei fehlte es keineswegs an Temperament.

 

Zwei Canzonen von Tarquino Merula lebten nicht nur vom Sanglichen, sondern auch von virtuosen Partien. Drei "Consort Songs" aus England bildeten mit ihren dunkleren Tönen einen deutlichen Gegensatz. Ursula Thelen sang die Lieder mit heller, schlicht und sicher geführter Stimme. Verschiedene Klangwelten prägten die "Recercadas" von Diego Ortiz. Mühelos nachzuempfinden waren die spanischen Villancicos, die von Liebesklage und Glück erzählen. Ein virtuoses Arrangement bot "Flautando" mit "Tre Fontane" eines italienischen Anonymus.

 

"Sitting Ducks - Sitzende Enten sind leichte Opfer" von Chiel Meijering (1991) waren ein geradezu waghalsiger Sprung vom 14. ans Ende des 20. Jahrhunderts: Das endlose, gleich bleibende Geschnatter war auch durch kleine Unglücke nicht zu bremsen! Schmunzeln ob des so gut beobachteten wie lustigen Bildes vom Leben am Teichrand. Weich und warm klang instrumentaliter ein Arioso von Bach, leicht und lebendig eine frühe Fuge von ihm. Gewissermaßen mit Augenzwinkern wurde die Komposition "Periferisch - Diagonaal - Concentrisch" des Holländers Frans Geysen geboten.

 

Und dann wieder ein Sprung zurück ins Barock: ein "Concerto à 4 C-Dur" von Telemann.

 

Genaue, vor allem vergnügliche Beobachtung bot als Zugabe das Klangbild "The Jogger". Als es noch nicht genug war, entschloss sich "Flautando" zu einer wieder vom Sopran gesungenen "Süßen Erinnerung an eine vergangene Liebe" aus England. Die war so traurig, dass man alle Kunstfertigkeit darüber vergessen konnte. Mithin, ein ganz besonderer Abend.