Kammerkonzert
Sonntag, 21. März 2004
19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte
Mona Bard - Klavier
Rica Bard - Klavier
Westfälische Nachrichten vom 23.03.2004
von Dr. Johannes Hasenkamp
Natürliches Spiel
Mit Mona und Rica Bard vierhändig durch das Repertoire
Telgte. Nur selten ist vierhändiges Klavierspiel im Konzertsaal zu hören. Umso erfreulicher war der erfrischend natürlich gebotene Klavierabend am Sonntag im Bürgerhaus mit den Schwestern Mona und Rica Bard. Sie hatten ein manche vielleicht befremdendes Programm zusammengestellt, das jedoch die Geschichte der Gattung "Vierhändig" spiegelte.
Waren die Klaviaturen früherer Instrumente zu beengt für zwei Spieler, boten sie erst zu Mozarts Zeiten mehr Platz, und Mozart nutzte das. Vierhändigkeit, Lehrer neben dem Schüler, war auch eine wichtige pädagogische Möglichkeit, die von Größen wie Carl Czerny angewandt wurde.
Das 19. Jahrhundert war die Glanzzeit dieser Musizierart. Vor allem Franz Schubert entfaltete sie mit zahlreichen Märschen, Polonaisen, Rondos, Impromptus, Fantasien, Ouvertüren und zwei Sonaten. Daneben stehen Werke von Robert Schumann und vor allem die ungemein beliebten ungarischen Tänze von Brahms. Insgesamt ist das Angebot an künstlerisch wertvollen Stücken jedoch bescheiden.
Etwas pompös klingt der Titel "Ouverture caracteristique et brillante" op. 54 von Carl Czerny. Zweifellos ist der Wiener als Lehrer am bedeutendsten. Darüber täuschte auch die flüssige, brillante, doch auch gebändigte und ansprechende Wiedergabe der Geschwister Bard nicht hinweg.
Dass Schuberts großartige, gar nicht so lange Fantasie f-Moll D 940 zum Hauptwerk des Abends werden würde, war zu erwarten. Die Pianistinnen aus Lübeck boten besonders schön die dialogischen Partien, reizten das Dramatische nur bedingt aus und ließen vor allem die Melodik blühen. Das alles geschah in einer bewundernswerten Übereinstimmung, die Freude bereitete.
Die "Petite Suite" von Debussy ist eines der beliebtesten Stücke des Komponisten. Da zeigten die Geschwister im Melodischen wie im Rhythmischen, im wiegenden Meeresstück zu Beginn, im schwebend leichten Marsch, überhaupt in der märchenhaften Klangwelt wie im Wechsel der Stimmungen ein außerordentlich natürliches Einssein im Spiel.
Der vor allem im süddeutschen Raum und mit Rundfunkanstalten zusammenarbeitende Werner Heider, stets zu experimentellen Ausflügen bereit, griff 1977 in seiner "Locomobile" die Vierhändigkeit wieder auf. Im Untertitel heißt es: "Maschinenstück für Klavier zu vier Händen oder Tanzmusik einer 7/8-Maschine für Klavier zu 20 Fingern". Abwechslungsreich, mit motorischen Elementen wird der Rhythmus unterschwellig das ganze Stück durchgehalten, im Unhörbaren endend, als die Finger weiterspielen, ohne die Tasten zu berühren.
Liebenswürdige "Souvenirs" (op. 28) bietet Samuel Barber. In dieser Ballettsuite von 1952 werden fünf Tänze wie Metamorphosen ironisch-persiflierend in spielerisch leichter Manier vorgeführt. Das klingt mal etwas schwärmerisch und innig, mal leichtfüßig wie ein Perpetuum mobile, auch energisch, doch vor allem liebenswürdig.
Wunderbar dynamisch schattiert, eher weich als wild, die Feinheiten auskostend, folgte als Zugabe ein ungarischer Tanz von Johannes Brahms. Der Kultur-Freundeskreis hatte wieder einmal gut gewählt.