Konzert-Rezension: TARS

Kammerkonzert

Sonntag, 14. November 2021

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Claudius Kamp – Blockflöten / Dulzian / Barockfagott

Charlotte Schwenke – Gamben

Johannes Rake – Cembalo / Orgel

Das Trio „Tars“ überzeugte sein Publikum auf der ganzen Linie. Mitreißende Interpretationen brachten die Musiker am Sonntagabend im Bürgerhaus zu Gehör. Foto: Axel Engels


Westfälische Nachrichten vom 16.11.2021

von Axel Engels

Voller Lebendigkeit und Spielfreude

Kammermusikabend des Kultur-Freundeskreises

Telgte. Einen ganz außergewöhnlichen Kammermusikabend präsentierte der Kultur-Freundeskreis am Sonntagabend im Bürgerhaus. Lange ist es her, dass Musik des barock und der Renaissance hier zu hören war.

 

Mit dem Vorurteil, diese Musik sei veraltet oder nur etwas für wenige Liebhaber historisch nachempfundener Musik räumte das Trio „Tars“ sofort beim ersten Werk aus der Feder von Orlando Gibbons gründlich auf. Seine „Fantazia Nr. 9 in D-Dur“ erklang mit einer Lebendigkeit und Spielfreude, die jeden Liebhaber feinster von Hand gemachter Musik sofort in ihren Bann zog.

 

Der Klang der historisch nachempfundenen Instrumente der Diskantgambe, der Barockflöte sowie Cembalo und Orgelpositiv verbreitete gleichsam englisches Barockflair im ganzen Saal.

 

Mit Henry Purcells „Two In One Upon One Ground in c-Moll“ ging es stimmungsvoll weiter in eine oftmals längst vergangene Zeit der vom englischen Königshaus geprägten Zeit. Gerade in den „kleineren“ Kompositionen hat Henry Purcell seine poetisch-opernhafte Kompositionssprache in den Manierismen und Verzierungen ein ganz lebendiges Gewand verliehen, und diese Werke liegen dem Trio mit Charlotte Schwenke, Claudius Kamp und Johannes Rake wohl besonders. Da stimmte der Dialog des Trios in eindrucksvoller Weise, musizierten sie in einer gemeinsamen Gestaltungsart. Aber auch solistisch konnten die Musiker ihre ganzen Qualitäten einbringen. Wenn Johannes Rake ein Werk aus dem „My Ladye Nevell’s Booke“ spielte, genoss man die Transparenz und spieltechnische Finesse seiner Ausführung.

 

Auch bei der „Fuge in g-Moll HWV 605“ von Georg Friedrich Händel zeigte er sich als sehr versierter Cembalospieler, der sein Instrument meisterhaft beherrscht. Die Architektur der Fuge mit ihren diversen Stimmführungen konnte man so bestens nachverfolgen. Und an der Baßgambe wusste Charlotte Schwenke die Schönheit des „God againe in G-Dur“ von Tobias Hume in glanzvoller Weise erklingen zu lassen. Das war schon ganz große Kunst, was diese jungen Künstler mit Esprit und Leidenschaft boten. Selten hat man solche Virtuosität an der Blockflöte erlebt wie bei der „Suite in a-Moll“ von Matthew Locke. Mit kunstvollem Spiel konnte Claudius Kamp den Charakteren der Tanzsätze ein farbenreiches Gewand verleihen.

 

Stilistisch passte einfach alles beim Konzert des Trios, hatte man sogar die anglisierte Schreibweise bei George Frideric Handel gewählt. Dessen „Triosonate g-Moll op. 2 Nr. 8“ erklang wie vom Staub der Zeit befreit in einer mitreißenden Interpretation. Besonders die Melodiegestaltung bei den zwei langsamen Sätzen zeigte den innigen Zugang des Trios zu diesem Werk. Eleganz, Grazie und Finesse bestimmten die schnellen Sätze, so dass diese Triosonate ein glänzendes Finale für diesen Ausflug in die englische Musikwelt des Barock war. Das war eben mehr als ein nur auf Tradition angelegtes Spiel, da wurden alle spieltechnischen Qualitäten ganz in den Dienst des intensiven Ausdrucks gestellt.