Konzert-Rezension: Aris Quartett

Kammerkonzert

Sonntag, 19. März 2017

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Anna Katharina Wildermuth – Violine
Noémi Zipperling – Violine
Caspar Vinzens – Viola
Lukas Sieber – Violoncello

Vom Publikum mit viel Applaus bedacht: Anna Katharina Wildermuth, Noémi Zipperling, Caspar Vinzens und Lukas Sieber.


Westfälische Nachrichten vom 20.03.2017

von Dr. Andreas Hasenkamp

Vierfach feurig im Bürgerhaus

Aris-Quartett zu Gast beim Kultur-Freundeskreis

Telgte. Das Publikum verlangte applaudierend nach einer Zugabe: Die vier jungen Musiker des Aris-Quartett kamen bei ihrem Auftritt in Telgte richtig gut an.

 

Die ersten Töne fahren durch alle Glieder, die zweite Geige springt hinzu, dann treibt das ganze Streichquartett den seligen Traum voran, bis zu seinem Ruin.

 

Das Aris-Quartett geht in Franz Schuberts Quartettsatz c-Moll, D703, mit vollem Einsatz zu Werke. Nur ein Satz von Schubert, schade – doch schon keimt Vorfreude auf das, was diese Vier erst aus Béla Bartóks Streichquartett Nr. 5 machen werden, und aus dem symphonisch angelegten Streichquartett Ludwig van Beethovens in Cis-Moll, Opus 131. Das Aris-Quartett, längst eine hochkarätige Adresse, gastierte am Sonntag im Telgter Bürgerhaus: Anna Katharina Wildermuth und Noémi Zipperling (Geige), Caspar Vinzens (Bratsche) und Lukas Sieber (Cello).

 

Anspruchsvoll und beanspruchend, ja strapaziös ist Bartóks Nr. 5, extrem die Tempo-Kontraste, dicht und expressiv die fortwährend variierten Wiederholungen und Motiv-Umkehrungen, dabei feurig und schlicht. Aufwühlend ist das, packend, in mancher Dissonanz irritierendend wie das Geworfensein in einen durchschüttelnden Wirbelsturm. Wer sich „entspannende Musik“ wünschte, empfand das für Beethovens Zeitgenossen noch unerhört Moderne, nicht von ungefähr von ihm nicht mehr zu Lebzeiten uraufgeführte Streichquartett cis-Moll als harmonische Erholung – obwohl auch dieses Spätwerk des Revolutionärs Beethoven in seiner wilden Dynamik den Bartóks Nr. 5 im Wesen verwandt ist.

 

Leichter bekömmlich, im Vergleich lieblich präsentiert sich die begeistert herbeiapplaudierte Zugabe des Aris-Quartetts, Anton Dvoraks Finale aus dem „Amerikanischen Quartett“: Auch das spielen die Vier mit bemerkenswertem Elan und Präzision und entließen begeisterte Zuhörer in den Frühlingsabend. Durchgängig bestach das Aris-Quartett durch Intensität des Ausdrucks und akkurate Gemeinsamkeit; der ganze Körper spielte mit, noch im Ausklingen des Tons. Gehaltvolle Einführungen zu den Werken Bartoks und Beethovens boten sehr gekonnt Zipperling und Sieber. Der lud zum Wiederhören von Bartók ein: „Sie werden es genießen.“