Konzert-Rezension: Duo Miloradovic - Komatina

Kammerkonzert

Sonntag, 25. Oktober 2015

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Mladen Miloradovic – Violoncello

Nikola Komatina – Akkordeon

Reicht das Licht im Bürgerhaus für den Blick in die Noten? Die Musiker Mladen Miloradovic und Nikola Komatina waren am Anfang skeptisch, es musste nachgebessert werden.


Westfälische Nachrichten vom 27.10.2015

von Arndt Zinkant

Virtuoses Hörvergnügen im roten Scheinwerferlicht

Mladen Miloradovic und Nikola Komatina spielen beim Kultur-Freundeskreis im Bürgerhaus

Telgte. “Mehr Licht”, soll der alte Goethe der Legende nach als Letztes gerufen haben. Dieser Wunsch stand beim Konzert im Bürgerhaus am Anfang. Das sympathische Musiker-Duo blickte skeptisch auf die Noten: “Nein, so geht’s nicht!” Das Publikum nahm es heiter, als eine Vertretung des Hausmeisters zunächst rote, dann blaue Scheinwerfer aktivierte - bis nach ein paar Minuten das Ganze geklärt war.

 

Die roten Lichter indes passten ganz gut zu der wahrlich ungewohnten Melange aus Cello und Akkordeon, die Mladen Miloradovic und Nikola Komatina spielte. Ein teils bizarres, teils eingängiges und immer virtuoses Hörvergnügen.

 

Anfangs war auch für das Publikum Stirnrunzeln angesagt. Bachs Gamben-Sonate BWV 1027 mit akkordischer Schützenhilfe von einem Instrument, das so folkloristisch klingt? Nicht umsonst verbindet man Akkordeon (genauer: Bandoneon) mit Piazollas Tango-Genialitäten und den verruchten Bars in Buenos Aires (Piazolla kam denn natürlich auch als Zugabe des Abends).

 

Die Skepsis war berechtigt: Für jene Garbensonate war das Arrangement verfehlt. Die langsamen Sätze klangen trivial, die schnellen folkloristisch. Nach Bach klangen sie nicht.

 

Die Folklore kam dann jedoch zum Zuge in zwei traditionellen Roma-Liedern vom Balkan. Diese sang Nikola Komatina, während die heimatliche Sehnsucht aus der Quetschkommode tönte. Die jungen Männer aus Serbien sagten zu Beginn, sie wollten musikalisch offen bleiben - und das hörte man.

 

Auch solistisch traten beide auf: Cellist Miloradovic mit einer Solosuite des Spaniers Caspar Cassata, das feuriges Virtuosentum verlangt. Der Cellist brachte das solide, doch etwas nervös über die Runden - man merkte: das kann er besser. Kollege Komatina spielte “De Profundis” (1978) von Sofia Gubaidulina. Sakral-avantgardistisch und orgelhaft.

 

Ebenso sakral, doch der Besetzung absolut gemäß waren die drei Hymnen von Ilkka Kuusisto (geboren 1933). Ergreifend und mit süffigem Klang - und beim “Gloria in excelsis deo” sang der Akkordeon-Spieler erneut. Am Ende standen die hinreißenden Rumänischen Volkstänze von Béla Bartók. Und hier passte dann wirklich alles.