Konzert-Rezension: Pindakaas Saxophon Quartett

Literarisches Konzert

Sonntag, 13. Februar 2011

19.30 Uhr, Bürgerhaus Telgte

 

Frank Dukowski, Sprecher

Marcin Langer - Sopran-, Altsaxophon

Guido Grospietsch - Alt-, Tenorsaxophon

Anja Heix - Tenorsaxophon

Matthias Schröder - Baritonsaxophon

(Publikumswunsch)

In einem voll besetzten Bürgerhaus spielten die vier Saxofonisten aus Münster Kompositionen, in denen sich die Sehnsucht nach einem freien Leben widerspiegelte.


Westfälische Nachrichten vom 15.02.2011

von Dr. Johannes Hasenkamp

Ein Abend über Exil und Freiheit

Pindakaas Saxofon-Quartett entführte in die wilden 30er Jahre

Telgte. Ein Konzert konnte man das nicht gut nennen. Das Pindakaas Saxofon-Quartett bezeichnete die Veranstaltung im Bürgerhaus denn auch als Ballads of Good Life - es war ein Abend über Exil und Freiheit. Zusammen mit dem Schauspieler Frank Bukowski führten die Saxofonisten Marcin Langer (Sopran und Alt), Guido Grospietsch (Alt und Tenor), Anja Heix (Tenor) und Matthias Schröder (Bariton) ihr Publikum in die wirren und wilden Jahre um 1930.

 

Es waren die Jahre, in denen sich deutsche Musiker und Dichter wie Kurt Weill und Bertold Brecht gegen wirtschaftliche Not und politisches Unrecht wendeten, die nicht nur zu Protest, sondern auch zu Exil und Heimweh führten.

 

Das Quartett hat Musik aus der Zeit zusammengestellt und für seine Besetzung eingerichtet. Vor allem hat es einen Sprecher ins Boot geholt, der nicht nur Gesangstexte wie den von Brechts Macke Messer rezitierte und teils auch sang, sondern vor allem auch Prosa von Tucholsky, Kafka, Hesse und anderen vortrug.

 

Sie bestimmten weitgehend den Abend. Sie wurden immer wieder unterbrochen durch "Zwischenspiele", während denen man die Texte sacken lassen konnte. Viele Melodien waren bekannt und weckten ihrerseits Erinnerungen. Sie lenkten auch ein wenig ab. Manche hatte man in ihrer originalen Besetzung im Ohr. Immer wieder fesselten sie auch die Aufmerksamkeit durch die deutlich zeichnende Eigenart der Instrumente und machten auf machen Feinheiten in der Komposition aufmerksam. Dem zuzuhören war ein besonderer Genuss.

 

Kurt Weills Songs waren wohl am meisten bekannt und konnten einmal anders gehört werden, Astor Piazollas Kompositionen entpuppten sich als weit mehr als nur unterhaltende Tangos mit verzwickten Rhythmen, Igor Strawinsky beeindruckte durch seine verdichtete Kenntnis einer zeitgenössischen Musikströmung.

 

Das in Münster beheimatete und schon 2005/06 in Telgte aufgetretene Quartett war auf besonderen Publikumswunsch noch einmal eingeladen worden und hatte bereits am Nachmittag eine Konzertrevue für Kinder gegeben (WN berichteten). In den beiden Zugaben zeigten die Musiker noch einmal mitreißend ihr Können und Temperament.